Phototoxische Pflanzen am Steinacker (Hochgern-Nordseite)

Die Sektion Achental des Deutschen Alpenvereins (DAV) erreichten im Hochsommer 2016 zwei Mitteilungen von Personen, die sich beim nordseitigen Aufstieg von der Staudacher Alm zum Hochgerngipfel durch den sogenannten Steinacker Verbrennungen zugezogen hatten. Karin Lehnert, Peter Parsiegla, Wegewart Herrmann Roth und Naturschutzreferent Stefan Kattari nahmen den Steig daraufhin in Augenschein. Ein Vorkommen des hochgiftigen Riesenbärenklaus (Heracleum mantegazzianum) konnte ausgeschlossen werden. Es wäre laut Kattari in dieser Höhenlage auch nicht zu erwarten. Es wurden dafür stattliche Pflanzen der alpinen Form des gewöhnlichen Wiesen-Bärenklaus (Heracleum sphondylium subsp. elegans) in größerer Zahl vorgefunden. Vom Wiesen-Bärenklau, der von Natur aus in den Chiemgauer Alpen auf Wiesen und in Hochstaudenfluren vorkommt, ist bekannt, dass er bei Berührung seiner Blätter die sog. Wiesen-Dermatitis auslösen kann. Inhaltsstoffe im Pflanzensaft führen dabei unter UV-Strahlung bei empfindlichen Personen zu Hautrötungen. Diese Wirkung wird als „phototoxisch“ bezeichnet, was bedeutet, dass sich die äußerliche Giftigkeit auf der Haut erst unter der UV-Strahlung des Sonnenlichts entwickelt.

Der Wiesenbärenklau gilt nicht als gefährlich. Er kommt seit jeher an sehr vielen Stellen in der Landschaft vor und zählt zu den häufigen Arten im Chiemgau. Dass nun ausgerechnet am Bereich der Hochgern-Nordseite zwei Fälle von starken Hautreaktionen bekannt wurden, dürfte am besonders schmalen Steig in diesem Bereich liegen. Auch andernorts wächst der Wiesenbärenklau. Je breiter jedoch der Wanderweg, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, an Blättern oder Stängeln entlang zu streifen.

Die entstandenen Verbrennungen zeigen, dass auch der Wiesen-Bärenklau offenbar unter bestimmten Umständen Hautreaktionen hervorrufen kann. Inwiefern die betroffenen Personen besonders empfindlich auf die Inhaltsstoffe reagierten, kann hier nicht beurteilt werden. Anzunehmen ist jedoch, dass die Haut an Armen und Beinen während einer Bergtour im Hochsommer längere Zeit dem intensiven Sonnenlicht ausgesetzt ist, was die Symptome verstärken dürfte. Empfindliche Personen sollten deshalb während Bergtouren bei Sonnenschein generell vermeiden, Blätter des Bärenklaus mit der Haut zu berühren.

Bärenklau ist eine Pflanzengattung aus der großen Familie der Doldenblütler, die mit zahlreichen weiteren Arten im Chiemgau vorkommt. Besonders oft wird der Bärenklau mit der völlig harmlosen Waldengelwurz verwechselt. Auch der Wiesen-Kerbel erreicht ähnliche Größe.

Wiesen-Bärenklau

Riesenbärenklau

Wiesen-Kerbel

Waldengelwurz